Dienstag, 16. Dezember 2008

Cruise & Top 30

Nach langem Hin und Her steht nun endlich fest, dass "Operation Walküre - Das Stauffenberg Attentat" am 22. Januar 2009 in die Kinos kommen soll. Die Verfilmung der Geschichte des deutschen Hitler-Attentäters Claus Schenk Graf von Stauffenberg, gespielt von Tom Cruise, hatte unter anderem wegen Dreharbeiten im Berliner Bendler-Block für viel Aufsehen gesorgt. In den USA kommt der Film noch vor Weihnachten auf die Leinwand, der Kritiker des Berliner "Tagesspiegel" konnte "Walküre" offensichtlich schon vorab sehen und berichtet darüber unter dem Titel "Berliner Lektionen". Zwei Tage später berichtet auch taz.de über den "Bendlerblockbuster".

Die Sendung "Die 30 besten Berlin-Filme" im "dritten" Programm rbb muss am Mittwoch (17.12., 21 Uhr) noch ohne Cruise auskommen. Gespannt bin ich trotzdem, wie die Auswahl der "30 Favoriten" aussehen wird - nicht zuletzt, weil ebenso viele Filme präsentiert werden, wie im Buch "Drehort Berlin". Allerdings habe ich nie behauptet, die besten Filme mit Berliner Kulisse ausgewählt zu haben ...
Nachtrag, 18.12.08: "Cabaret" (Bob Fosse, USA 1972) ist laut der rbb-Sendung der beste Berlin-Film. In Sachen Qualität läßt sich da kein Einwand erheben. Im Film überwiegen allerdings Studioaufnahmen, markante Bilder von Berlin liefert "Cabaret" nicht. Kein Fall für "Drehort Berlin".

Sonntag, 14. Dezember 2008

Geheimnis gelüftet

Die Verlagsvorschau ist raus, das Geheimnis ist gelüftet: "Drehort Hamburg" heißt der dritte Teil der Reihe. Unter www.drehorthamburg.de gibt es mehr über die für Februar 2009 angekündigte Neuerscheinung, die ich gemeinsam mit Simone Utler verfasst habe.

Mittwoch, 19. November 2008

Aufgetaucht

Zurück aus der Klausur, in die ich verschwunden bin, um gemeinsam mit einer Co-Autorin einen weiteren "Drehort ..."-Band zu schreiben. Seit heute morgen liegt das Manuskript dafür beim be.bra verlag. Doch bis dessen Verlagsvorschau erscheint, bleibt die Stadt geheim. Allerdings dürfte es für gestandene Cineasten nicht schwer zu erraten sein, welche Stadt nach Berlin und München einen Drehort-Reiseführer verdient hat ...


Bevor ich nun ein zweites Blog eröffne und auch dort den aktuellen Kinostarts hinterher hinke (Sorry!), hier noch ein paar Worte zum "Drehort Berlin", bzw. eben nicht dazu. Denn auch wenn der Filmtitel etwas anderes vermuten lässt, so wurde "Anonyma - eine Frau in Berlin" nicht in der Hauptstadt gedreht. Als ich Szenebilder mit einer Trümmerstraße aus dem Film sah, war mein erster Tipp die Kulissenstraße in Potsdam-Babelsberg. Stimmt aber nicht: Die Kulissen für "Anonyma" standen in der polnischen Stadt Legnica. Ein YouTube-User hat dort kurz gefilmt.

Dienstag, 9. September 2008

Lesung am Petriplatz

15.09., 19.00 Uhr im "Ribbeck-Haus" der Berliner Stadtbibliothek (Breite Str. 36, Berlin-Mitte) - das ist nach langer Zeit mal wieder ein Termin für eine Lesung aus "Drehort Berlin". Gelesen werden voraussichtlich vier Kapitel, festgelegt habe ich micht bislang auf zwei Drehorte, die einfach auf der Hand liegen: Nr. 24 "Petriplatz" und Nr. 14 "Stabi".

Der Petriplatz liegt in unmittelbarer Nachbarschaft der Berliner Stadtbibliothek auf historischem Grund. Er ist sozusagen die Wiege Berlins, denn hier stand bis nach dem 2. Weltkrieg die Petrikirche, dessen Pfarrer 1237 erstmals urkundlich erwähnt wurde. Dieses Dokument war bislang der älteste Nachweis für die Existenz der ursprünglichen Doppelstadt Berlin-Cölln (siehe auch Kapitel "Berlin + Schnee = Moskau" in "Drehort Berlin" über die Dreharbeiten zu "Die Bourne-Verschwörung"). Allerdings muss ich zugeben, dass mein Buch diesbezüglich ganz unvorhersehbar schnell veraltete ist. Denn mittlerweile haben Bauarbeiten und damit verbundene Ausgrabungen am Petriplatz einen 50 Jahre älteren Nachweis zutage gefördert, wie u.a. "Die Zeit" berichtet.

Zur Lesung in einer Bibliothek gehört einfach auch ein Kapitel über Dreharbeiten in einer Bibliothek. In "Drehort Berlin" beschreibe ich solche im Kapitel "Wohnsitz der Engel" über die Staatsbibliothek in der Potsdamer Straße. Hier hat nämlich - an mehreren Sonntagen, um den Betrieb nicht zu stören - Wim Wenders für "Der Himmel über Berlin" gedreht. Der imposante Bau des Berliner Architekten Hans Scharoun ist in seinem Film die Bleibe der Engel.

Mittwoch, 27. August 2008

Drehort München

Nicht nur Berlin ist Filmstadt, auch weitere Metropolen in Deutschland tragen zu recht diese Bezeichnung. Die südlichste ist München. Hier war Achim Zeilmann aktiv und hat sich als Autor von 'Drehort München' Beziehungskomödien, Gesellschaftsdramen, Heimatfilme, Kriegsfilme, Science-Fiction, Trash, Comedy und Sexfilme vorgenommen. Das zweite Buch der "Drehort"-Reihe aus dem be.bra-verlag nimmt die Leser mit auf eine Reise durch Geschichte und "Gschichterln" aus über 80 Jahren Filmemachen an der Isar: Von Karl Valentin bis Helmut Dietl, von Stanley Kubrick bis Bully Herbig, von "Zur Sache, Schätzchen" (1968) bis "Luther" (2003) oder "Sophie Scholl" (2005). Die Reihe wird übrigens weiter geführt ...

Donnerstag, 10. Juli 2008

Weltkulturerbe

Mit der Aufnahme von sechs Berliner Wohnsiedlungen in die UNESCO-Welterbeliste ist auch ein Berliner Drehort geadelt worden: Die Wohnstadt Carl Legien. 1929 bis 1930 nach den Plänen von Bruno Taut und Franz Hilliger erbaut, steht ihre Konzeption ganz im Zeichen von Sozialdemokratie und Genossenschaftswesen. Dennoch war sie Drehort für einen Unterhaltungsfilm der NS-Zeit: "Der Gasmann" von 1941 mit Heinz Rühmann in der Hauptrolle. Systemkritik sollte die Wahl des Drehorts wohl kaum ausdrücken, eher zufällig wird es das Filmteam in die Wohnanlage verschlagen haben, die nach einem Gewerkschaftsführer benannt ist. Insgesamt läßt der Film aber besonders Heinz Rühmann gut dastehen, denn der beliebte Schauspieler macht sich darin mehrfach (vorsichtig) über die Nazis lustig.

Montag, 19. Mai 2008

Stichwort: Drehen

Wer sonntags zwischen 9 und 12 Uhr den rbb-Sender RadioEins hört, kennt die Sendung "Zwei auf Eins". Darin dreht sich alles, was die zwei Moderatoren Sven Oswald und Daniel Finger machen, um ein Stichwort. Am 18. Mai 2008 war das Stichwort "Drehen". Neben "Krumme Dinger drehen" und "Pirouette drehen", ist der Redaktion zum Glück auch "Filme drehen" als Thema eingefallen. Daher gab es um 10:40 Uhr ein Telefoninterview mit mir als Autor von "Drehort Berlin". Wer es verpasst hat, kann die ca. 4,5 MB große Audiodatei mit dem Interview hier downloaden oder anhören.

Montag, 12. Mai 2008

Speed Racer

Was wäre der Drehort Berlin ohne Babelsberg? Und was wäre das moderne Kino ohne Computertechnik? Zwei Fragen, die man in Bezug auf "Speed Racer" mit "Nichts!" beantworten müsste. Daher erlaube ich mir kurz die Abweichung vom Kernthema des Blogs und stelle hier kurz einen Film vor, der keinen Drehort mit realer Entsprechung in Berlin hat. Dennoch hat die Hauptstadt bei den Dreharbeiten einen große Rolle gespielt, schließlich haben die meisten Hollywood-Stars in Berlin gewohnt und sind lediglich zur Arbeit nach Potsdam gefahren. Dort wurden in den Hallen von Studio Babelsberg zahlreiche Szenen in Kulisse gedreht, wie der Bericht "Susan Sarandon backt Kekse in Berlin" bei faz.net sehr schön zeigt. Auch die vielen Spezialeffekte des Films entstanden in Babelsberg, bevor "Speed Racer" in Berlin Premiere feiern konnte.

Donnerstag, 24. April 2008

Revolutionärer 1. Mai

Bald ist es wieder so weit: In Kreuzberg und im Bezirk Prenzlauer Berg vernageln besonders ängstliche Besitzer kleiner Läden ihre Schaufenster mit Brettern. Kein Scherz, das habe ich bereits mit eigenen Augen gesehen. Ist aber auch schon wieder ein paar Jahre her. Denn der 1. Mai in Kreuzberg und die ihm voraus gehende Walpurgisnacht, sind längst nicht mehr das, was sie einmal waren. Immerhin inspirierte der 1. Mai gleich vier Regisseure einen Film mit drei Geschichten zu machen. Klingt etwas verwirrend, spielt aber an Berliner Drehorten und ist damit natürlich ein Thema für dieses Blog. Rund um das Kottbusser Tor erleben die Protagonisten des Episodenfilms ihren "1. Mai": als Krawalltouristen, Anwohner und Polizist aus der Provinz. Na denn: "Es geht voran!"

Mittwoch, 9. April 2008

Berlin? Prag!


"Der Rote Baron" startet am 10. April in den Kinos und hat eine Menge Spezialeffekte im Gepäck. Man könnte allein aus diesem Grund schon sagen: An dem Streifen ist wenig echt. Natürlich sind fast alle Flugszenen digital bearbeitet, aber auch auf dem Boden wurde viel getrickst. Obendrein ist nicht einmal die Geschichte authentisch. Eine "dramatisierte Filmbiografie" nennt filmportal.de das Historien-Drama um den legendären Kampfflieger Freiherr Manfred von Richthofen (gespielt von Matthias Schweighöfer). Dagegen ist nichts zu sagen, denn Kino ist Kunst und Kunst darf (fast) alles. Nur nicht in Stereotype verfallen. Leider geschieht genau das in "Der Rote Baron" mit seiner erfundenen Liebesgeschichte und dem überbetonten ritterlichen Ethos der Flieger.
Aber hier soll natürlich nicht die Filmkritik im Vordergrund stehen, sondern Drehorte, die irgendwie mit Berlin zu tun haben. Und damit kommen wir nach Prag. In den dortigen Barrandov-Studios (quasi dem tschechischen Babelsberg) wurde nämlich das Berlin des Jahres 1917 nachgebaut. Allerdings nur zum Teil: U-Bahnstation, Straßenlaternen und die untersten Geschosse einiger Häuser wurden aufgestellt und von Satisten belebt, der Rest wurde digital eingefügt. Die Visual-Effects-Spezialisten von Pixomondo dokumentieren die Dreharbeiten auf ihrern Websie sehr schön (Link "Casestudy: Berlin").

Montag, 7. April 2008

Achtung Berlin


Am 16. April ist es wieder einmal so weit: Das Festival achtung berlin - new berlin film award beginnt mit Marc Salzes "Monogamie für Anfänger". Das kleine Filmfest legt den Fokus auf das Filmschaffen in der Hauptstadtregion. Dazu gehören natürlich auch Kurzfilme, die für die Stadt Berlin werben. Dass sie im Rahmen des Festivals eine eigene Retrospektive bekommen, ist allerdings ungewöhnlich. Über die Stadtwerbefilme der vergangenen 60 Jahre wird am 19.04.08 auch diskutiert. Ich moderiere die beiden Podiumsdiskussionen zwischen 11 und 14 Uhr im Babylon Mitte.

Donnerstag, 6. März 2008

Blütenzeit

Das könnte klappen: Heute ins Kino, Doris Dörries "Kirschblüten - Hanami" anschauen und dann selbst nach Japan fliegen und die Kirschblüte bewundern. Mitte bis Ende März soll sie stattfinden. Aber so genau weiß man das nie, Dörries Filmteam musste auch ziemlich lang auf die Blütezeit warten. Wer übrigens neben dem heutigen Kinostart von "Kirschblüten" mehr über den Film und die Dreharbeiten dazu in Berlin lesen will, ist hier natürlich genau richtig.

Montag, 18. Februar 2008

Märzmelodie

So, nun ist sie vorbei, die glamouröse kunterbunte wuselige 58. Berlinale. Das war ja fast schon ein Overkill - nicht nur cineastisch, sondern auch in Sachen Stars auf dem roten Teppich. Nun kehren wieder ruhigere Zeiten ein. Und damit kommt auch wieder Zeit für einen kleinen Nachtrag in Sachen Drehort Berlin - der ja bei der diesjährigen Berlinale keine große Rolle spielte:

Zeitgleich mit den Filmfestspielen kam nämlich die X-Filme-Produktion "Märzmelodie" ins Kino. Das bemerkenswerteste an diesem Film sind die "Gesangseinlagen", kurze Liedzeilen, die den Akteuren via Playback in den Mund gelegt wurden. Das ist nicht immer ganz rund: Oft sind die Lied-Schnipsel sehr kurz und fügen sich nicht gut ein. Manchmal jedoch hilft diese amüsante Idee über eine schwache Stelle in der Handlung hinweg und funktioniert als Dialog richtig gut. Aber genug vom Singen - hier geht es doch ums Drehen! Und: Ja, natürlich, es wurde in Berlin gedreht. Die Museumsinsel ist wiederzuerkennen, der Gendarmenmarkt und der ein oder andere schöne Blick über Kreuzberger und Schöneberger Dächer. Aber eins fehlt: Der Drehort Friedhof! Dass dort gedrehrt wurde, hatte ich selbst per Zufall im Mai 2007 entdeckt und festgehalten (siehe Foto). Und ich hatte mich schon darauf gefreut, über die Friedhöfe an der Bergmannstraße zu schreiben. Offensichtlich ist die Beerdigungsszene aber am Schneidetisch rausgeflogen - keine Spur ist davon im Film zu sehen! Na dann muss ich wohl auf die DVD warten um eine Blick auf die "Deleted Scenes" werfen zu können ...

Montag, 11. Februar 2008

Kirschblüten (Berlinale II)

"Drehort Berlin" hat sein erstes BONUSKAPITEL: "Ein Tanzteppich fürs Off-Theater". Aus Anlass der Berlinale-Premiere von "Kirschblüten - Hanami" von Doris Dörrie, stelle ich es hier zum Download und im Folgenden zum Lesen bereit. Bitteschön:


Ein Tanzteppich fürs Off-Theater


Wenn ein Film wie Doris Dörries Berlinale-Beitrag »Kirschblüten« an so spektakulären Drehorten wie dem japanischen Berg Fuji spielt, dann ist das für die Filmcrew ein kleines Abenteuer, das sie nicht so schnell vergisst. Doch auch in Berlin hat »Kirschblüten« Spuren hinterlassen, allerdings ganz anderer Art.

Am Anfang steht die Idee. Meist ist es eine Geschichte, die zum Film wird. Manchmal ist sie dem wahren Leben entliehen, manchmal ist es die Umsetzung eines Romans. Es gibt auch Filme, bei denen zuerst die Musik da war, so zum Beispiel bei Paul Thomas Andersons »Magnolia« (USA 1999). Anderen Filmen, wie etwa Wim Wenders »Der Himmel über Berlin« (D/F 1987, Dreh­ort 14 in »Drehort Berlin«), liegt wiederum ein poetischer Text anstelle eines Dreh­buchs zugrunde. Nichts ist unmöglich - auch nicht, wenn erst die Drehorte feststehen und später die Handlung dazu kommt. So ist es offensichtlich bei »Kirschblüten - Hana­mi« gewesen, für den Regisseurin und Drehbuchautorin Doris Dörrie bei meh­re­ren Japan-Reisen Motive gesammelt hat: Ein kleiner See vor der imposanten Kulisse des Fuji oder eine original japanische Gäste­pen­sion. Japan hat es der Filmemacherin angetan. Schon für »Der Fischer und seine Frau« (D 2005) drehte sie in Fernost. Und genau wie bei diesem Film­projekt wirkt Japan vor allen Dingen als Gegensatz zum heimischen und vertrauten Süddeutschland. Dem Trubel, Lärm und Verkehr steht das biedere All­gäu entgegen. Dort, in Trudis (Hannelore Elsner) und Rudis (Elmar Wep­per) folkloristisch herge­richtetem Häuschen beginnt die Handlung, bevor die Hauptdarsteller ihr erstes Kontrastprogramm absolvieren: einen Berlin-Besuch.

Filminhalt »Kirschblüten - Hanami«
Rudi ist todkrank und weiß nichts davon. Seine Ärzte ziehen nur seine Frau Trudi ins vertrauen und bitten sie, die schlechte Nachricht zu überbringen. Doch sie bring es nicht übers Herz, versucht stattdessen ihren Ehemann zu einem letzten großen Abenteuer zu bewegen: einer Reise nach Japan, Trudis Traumziel. Doch der gemütliche Rudi läßt sich gerade mal dazu bewegen, die Kinder in Berlin zu Besuchen. Der Tripp nach Norden ist allerdings ein Rein­fall: Sowohl Klaus (Felix Eitner) als auch Karolin (Birgit Minichmayr) haben sich ihr eigenes Leben hergerichtet und empfinden den Elternbesuch als Stör­ung. Nur Karolins Freundin Franzi (Nadja Uhl) nimmt sich der Eltern an und besucht zusammen mit Trudi eine »Butoh«-Tanzvorstellung im ACUD-The­ater. Kurz darauf verläßt das Ehepaar Berlin für einen Kurzurlaub an der Ostsee - aus dem Trudi nicht zurückkehrt. Völlig überraschend stirbt nun sie und läßt Rudi verzweifelt zurück. Erst jetzt begreift er, dass er seine Frau an der Erfüll­ung ihrer Träume gehindert hat. Franzi berichtet ihm auf der Beerdigung von Trudis größtem Wunsch: Den Ausdruckstanz »Butoh« zu lernen und Japan zu sehen. Rudi kann damit wenig anfangen, doch er wagt es und besucht seinen Sohn Karl (Maximilian Brückner), der in Tokio arbeitet. Nur schwer findet sich Rudi in der fremden Stadt zurecht, bis er eines Tages auf die junge Butoh-Tänzerin Yu (Aya Irizuki) trifft. Sie benutzt den Tanz, um ihre Trauer um die verstorbene Mutter zu verarbeiten. Yu und Rudi freunden sich an und fahren schließlich zum heiligen Berg Fuji. Rudi hat mittlerweile seinen Weg der Trauer um Trudi gefunden: Er besucht für sie alle ihre Traum-Orte. Der Fuji ist seine letzte Station. An seinem Fuße tanzt er noch einmal in Erinnerung an seine Frau, bevor ihn seine Krankheit niederstreckt.

Von der Ostsee bis zum Fuji
So anrührend die Geschichte um den trauernden Rudi ist, so ambitioniert war auch das Filmprojekt. Doris Dörrie scheuchte ihre Schauspieler vom Allgäu, nach Berlin, an die Ostsee und nach Japan. Das klingt nach aufwändigen und kostspieligen Dreharbeiten wie sie sich in der deutschen Filmlandschaft nur für Blockbuster lohnen. Da Dörries Film jedoch eher auf ein Arthouse-Publikum zielte, musste eine Alternative gefunden werden. Und die hieß: »Kleines Team, digitale Technik«, wie es Dörrie selbst knapp formulierte. Gespart wurde bei »Kirschblüten« auch an Catering, Wohnwagen und einem ganzen Tross an Helfern. Das Ergebnis dieser »Lean-Production« kann sich aber durchaus mit aufwändigeren Produktionen messen. Die digitalen Bilder sind stimmig, die Geschichte ist überzeugend und die Schauspieler mitreißend - besonders Elmar Wepper als trauernder Ehemann. Auch die Drehorte, die Ursprünge des ganzen Filmprojekts, können sich sehen lassen. Natürlich überragt der mystische Fuji alle anderen Locations. Dafür hat Dörrie mit dem Drehort ACUD in Berlin ein wahres Kleinod ausgegraben.

Pressetermin im ACUD

Der Tanz in Berlin

Einen Drehtag lang sah es in Berlin gar nicht so aus, als wäre »Kirschblüten« eine schlanke Produktion. Im Gegenteil: Die Schauspieler wurden geradezu umringt von Kameraleute und Mikrofonen. Die gehörten allerdings nicht zum Filmteam, sondern zur geladenen Presse. Im April 2007 durften Journalisten etwas hinter die Kulissen des Drehs gucken und kamen dafür ins ACUD, einem Kunstverein in der Berliner Veteranenstraße. Hier hatten sich alle versammelt: Erfolgsregisseurin Dörrie, ihre beiden Hauptdarsteller, Nadja Uhl alias Franzi und Tadashi Endo, der Butoh-Tänzer. Für viele der Journalisten war es die erste Begegnung mit einem Butoh-Tänzer. Weiß geschminkt präsentierte er sich im Hof des Hauses, das angegraute Haar umwallte in einer wilden Mähne sein Gesicht, die Miene blieb ernst. Was genau Butoh ist, läßt sich nur schwer beschreiben. Endo zeigt es im Film: mal bewegt er sich pantomimisch über die Bühne, mal stürzt er wuchtig auf den Boden, mal tanzt er mit einer unsicht­baren Partnerin. Butoh ist ein sehr unkonventioneller Ausdruckstanz, der in den 1980er Jahren in Japan entstanden ist. Tadashi Endo ist einer der weltweit bekanntesten Butoh-Tänzer, er stand Dörrie bei den Dreharbeiten zur Seite. Sein eigener Auftritt im Film ist nur kurz, doch sein Tanz im ACUD-Theater ist das Highlight für die Filmfigur Trudi.

Ein Teppich als Honorar
Begeistert haben Tanz und Dreh aber auch jemand anders: Felix Goldmann, den Leiter des ACUD-Theater. Die kleine Spielstätte im ersten Stock des ehe­maligen Wohnhauses in der Veteranenstraße 21 kann Werbung gut gebrauchen, den sie steht in harter Konkurrenz innerhalb der Berliner Off-Theaterszene. Außer­dem war Goldmann als Kreativer schnell als Unterstützer des Films gewon­nen. Die wenige Überzeugungsarbeit, die dafür nötig war, hat Szenen­bildnerin Bele Schneider übernommen, die den Drehort ACUD in einer Mit­tags­pause entdeckte. »Eine Straßenecke weiter liegt der Laden der Film­figuren Karolin und Franzi. Für das Theater hatten wir eigentlich schon andere Vorschläge von Location-Scouts,« erinnert sie sich, »aber das ACUD hat mich und alle anderen sofort begeistert.« Das Theater wurde schließlich für einen Dreh­tag im April 2007 gebucht, über die Miete war man sich schnell einig. Doch bei einer weiteren Begehung stellten die Filmproduktion fest: Es fehlt ein Tanzteppich! Und ohne den dicken, glatten Kunstoffbelag über dem Holzboden der Bühne konnte Tänzer Endo kein Butoh tanzen. »Wir haben dann vorge­schlagen, dass die Filmproduktion den Teppich kauft und dem Theater über­lässt,« erzählt Bele Schneider. »Felix Goldmann hat dazu als erstes gesagt: 'Der ist aber teuer!'.« Einverstanden war er trotzdem. Und damit war klar: Das The­ater bekommt einen neuen Tanzteppich und die Miete für den Drehort entfällt. »Das ist natürlich toll für uns, denn wir haben öfter Tanz­veranstaltungen hier und der fehlende Bodenbelag war immer ein Problem«, sagt Felix Goldmann zufrieden.

In sicheren Händen mit unsicherer Zukunft
Die ungewöhnliche Art, wie das alternative Theater zu seinem Tanzteppich kam, ist eigentlich sehr typisch für den Kunstverein ACUD, der in einer kleinen Galerie in der Rykestraße in Prenzlauer Berg seinen Ursprung hatte. Impro­visation war hier an der Tagesordnung, geregelt verlief kurz nach dem Mauer­fall nur wenig in Ost-Berlin. Für die Räume der Galerie, deren Name sich aus den Anfangsbuchstaben ihrer Betreiber zusammensetzte, wurde keine Miete gezahlt, Räumungsklagen ließen dementsprechend nicht lange auf sich warten. 1991 zog das ACUD in die Veteranenstraße um. Das Wohnhaus mit freiem Blick auf den Volkspark am Weinberg wurde seinerzeit von der Wohnungs­bau­gesellschaft Mitte (WBM) günstig ver­mietet, der Kunstverein hatte relativ freie Hand bei der Einrichtung von Café, Gale­rie, The­ater. Konzertsaal und Kino. Doch schon bald gab es den ersten Ärger: Der lu­kr­a­tive Baugrund vor dem Haus sollte ge­nutzt werden, die WBM wollte dort ein weiteres Haus bauen. Das ACUD wäre damit zum Hinterhaus geworden. Das stieß auf Widerstand. Doch diese Querelen wa­ren vergleichsweise harmlos gegenüber dem, was folgen sollte. Denn es stellte sich heraus, dass die Wohn­ungsbaugesellschaft gar nicht der rechtmäßige Eigentümer von Haus und Grund war. Ältere Ansprüche wurden 1998 für rechtmäßig erklärt und die Bleibe des ACUD gehörte damit einer weltweit ver­streu­ten Erben­ge­mein­schaft. Und die wollte ihre Errungenschaft. Immerhin ein Haus in Berlins boomender Mitte, zu möglichst viel Geld machen - egal was mit den aktuellen Mietern passiert. Nach langem Zittern und Bangen um die Existenz des alternativen Projekts ACUD wendete sich schließlich doch alles zum Guten. Nun ist die Stiftung »Umverteilen!« Eigentümer des Hauses, der Kunstverein ACUD hat eine Erbbau-Pacht.
Kurz nach der Jahrtausendwende wurden fast alle Bereiche in der Veteranen­straße 21 neu gestaltet. So zog etwa das Kino um und das Theater bekam einen größeren Raum. Doch nicht nur das ACUD hat sich verändert, auch sein Umfeld: Aus vielen ehemals besetzten, heruntergekommenen Häusern in der Nach­bar­schaft sind gepflegte Eigentumswohnungen geworden. Szene und Kiez vollziehen einen deutlichen Wandel. Theaterleiter Felix Goldmann spricht von einer Übergangs­phase. Der Kunstverein ist nicht mehr nur alternativ, aber auch nicht einfach »In«. »Wir wissen nicht, wohin es geht,« sagt Goldmann. Sicher ist hier, wie in ganz Berlin nur eins: Die Veränderung.

Weitere Drehorte in Berlin: Kastanienallee, Oranienburger Straße, Steglitz (Wohnsiedlung)

Besucher-Info: Der Kunstverein ACUD stellt sich und sein Programm auf der Website www.acud.de umfassend dar.

© Markus Münch 2008. Hinweise zum Nachdruck in der PDF-Version sind unbedingt zu beachten!




Samstag, 9. Februar 2008

Berlinale I

So, nun ist sie schon in vollem Gange, die 58. Berlinale. Da werd ich mich mal gemütlich zurücklehenen und den Kollegen die Arbeit überlassen. Denn wie in jedem Jahr weckt die Berlinale ein plötzliches, übermächtiges Interesse an allem rund ums Kino - da will kein Medium zurückstecken. Besonders gefreut hat mich eine Geschichte im Zeit-Magazin Leben (Nr.7) mit dem Titel "Am Ende ist alles Kulisse". Passend zu den aktuellen Querelen um die Schließung des Flughafens Tempelhof gibt es eine schöne Fotostrecke zu verschiedenen Dreharbeiten rund um den Flughafen. Auf dem ersten Bild (s.u.) sieht man sehr gut, dass Billy Wilders Flughafen-Szenen in "Eins, Zwei, Drei" tatsächlich in Kulissen in München-Geiselgasteig gedreht wurden. (siehe auch Drehort Berlin, Kapitel 9).


Auf der Berlinale selbst lohnt sich in Sachen "Drehort Berlin" diesmal besonders ein Besuch der Sektion Perspektive Deutsches Kino. Sechs der 13 hier gezeigten Filme spielen in Berlin, der Tagesspiegel-Artikel "Mein Nachbar, der Held" gibt darüber einen guten Überblick. Aber auch im prestigeträchtigen Wettbewerb ist ein Film mit Drehort Berlin: "Kirschblüten - Hanami" von Doris Dörrie. Darum habe ich mich dann doch mal selbst gekümmert: Nach der Premiere des Films am Montag, 11.02.08 um 19 Uhr, werde ich zu "Kirschblüten" und dessen Berliner Drehort, dem ACUD, hier ein BONUS-KAPITEL zu "Drehort Berlin" veröffentlichen!

Sonntag, 27. Januar 2008

Der letzte macht das Licht aus!

Silvio, Norbert und Micha sind drei von 20 Arbeitern, die wegen Arbeitslosigkeit nach Norwegen gehen ... müssen. Das bringt allerlei Schwierigkeiten mit sich - nicht nur wegen der komplizierten Fremdsprache, sondern auch wegen des persönlichen Backgrounds der von Jürgen Tarrach, Wolfram Koch und Mario Irrek gespielten Männer. "Der letzte macht das Licht aus!" spielt nicht nur vor den Resten des Palast der Republik (siehe Foto), sondern u.a. auch in der "Oase-Lounge" in Kreuzberg (Schlesische Straße).

Dienstag, 15. Januar 2008

Berlinale Vorschau

Bald ist es wieder so weit: Internationale Filmfestspiele in Berlin! Vom 7. bis 17. Februar läuft die 58. Berlinale, natürlich auch mit Filmen, die in Berlin gedreht wurden. Zum Beispiel Doris Dörries "Hanami - Kirschblüten". Mehr darüber gibt es während des Festivals! Und rund ums Buch "Drehort Berlin" ist auch das ein oder andere geplant. Das wird eine gute Zeit für Cineasten! ;-)

Donnerstag, 10. Januar 2008

Berlin am Meer


Sommer in Berlin! Okay, auf den Sommer müssen wir noch ein bisschen warten, auf den Sommerfilm "Berlin am Meer" ab heute nicht mehr. Die "Liebeserklärung an die Stadt Berlin", wie sie die Berliner Zeitung nennt, trumpft mit jungen Stars wie Robert Stadlober und Jana Pallaske auf. Alle Kritiker hat Regisseur Robert Eißler mit seinem Debütfilm allerdings nicht überzeugen können. So stören die taz vor allem "American-Pie-Gags und Underground-Gehabe".
Unter dem Aspekt "Drehort Berlin" ist "Berlin am Meer" aber in jedem Fall sehenswert. Die Filmproduktion spart nicht an tollen Berliner Locations. So wurde im Sommer 2006 unter anderem im "Kubik" in Mitte gedreht. Der Open-Air-Club war ein temporäres Avantgarde-Projekt, das nur im Sommer in der Köpenicker Straße betrieben wurde.


Auch das Berliner Badeschiff, das von der Arena betrieben wird, spielt als Cliquen-Treffpunkt eine wichtige Rolle. Das schwimmende Schwimmbecken in der Spree wird seit 2005 auch im Winter genutzt und dafür architektonisch Reizvoll umgebaut (siehe Foto) und um eine Saunalandschaft ergänzt. Da kommt dann vielleicht auch bei Eisschollen auf der Spree ein bisschen Sommerfeeling auf.